HR Mag. Elisabeth Volkmer, Direktorin bis 1974

Für den Historiker sind 50 Jahre eine kurze Zeitspanne. Für den einzelnen Menschen oder eine Institution, wie eine Schule, können 50 Jahre eine lange und ereignisreiche Zeit sein. Und ereignisreich war dieser Zeitabschnitt für diese Schule wahrlich.

Als sie am 2. September 1946 durch Abtrennung der Mädchenklassen von der Realschule X gegründet wurde, bestand sie nur aus Lehrern und Schülern. Sie hatte kein eigenes Haus, kein Inventar, keine Unterrichtsbehelfe, rein gar nichts. Während der ersten Monate der Selbständigkeit waren wir Untermieter im MRG VI in der Rahlgasse. Aus Platzmangel konnte nur am Nachmittag unterrichtet werden. Das bedeutete damals aber unbeheizte Klassenzimmer (Brennmaterial reichte nur für eine bescheidene Heizung am Vormittag), Stromausfall bei Einbruch der Dunkelheit und Fußwanderung der Schülerinnen in den 10. Bezirk, damals “Russenzone". Kein Wunder, daß es daher viele Abmeldungen an Schulen mit Vormittagsunterricht gab und schließlich ein Tiefstand von nur 6 Klassen mit 166 Schülerinnen erreicht wurde.


Im Jänner 1947 konnten wir dann, wieder in Untermiete, in die Realschule IV in die Waltergasse übersiedeln, wo immerhin Vormittags-unterricht möglich war.

Während für die Realschule X für Knaben ein Neubau entstand, mußten wir bis September 1955 warten, bis wir in die von der Gemeinde Wien übernommene Hauptschule Laaer Berg-Straße - Puchsbaumgasse übersiedeln konnten.

Aber auch hier begann die Arbeit unter sehr schwierigen Bedingungen: es gab nur so viele Räume wie Klassen und ein Lehrerzimmer, keine Lehrsäle keine Direktion, keine Tafeln und uralte zusammengesuchte Möbel. Es dauerte einige Zeit, bis die Bombenschäden aus dem Krieg beseitigt waren, ein drittes Geschoß aufgebaut und eine bescheidene Einrichtung angeschafft war. Erst 1958 wurde das Schulhaus offiziell zur Benützung übergeben. Im Heimatbezirk konnte die Schule sich dann natürlich rasch entwickeln und beherbergte im Jahre des 25-jährigen Jubiläums bereits 719 Schülerinnen und zum Zeitpunkt meines Ausscheidens Ende 1973 platzte sie bereits aus allen Nähten.

Die Bewältigung all dieser Schwierigkeiten gelang nur deshalb so gut, weil der Lehrkörper ein wirklich gutes Team darstellte, eine überaus tüchtige Sekretärin und sehr pflichtbewußte Schulwarte am Werk waren.

Wegen der Größe der Anstalt wurde schon lange vor meiner Pensionierung ein Neubau geplant und ich konnte mit meinen Kollegen eine “Raumerfordernisprogramm" erstellen. Aber gut Ding braucht Weile. Und es muß wohl ein besonders gutes Ding werden, weil es erst nach mehr als 25 Jahren endlich so weit ist, daß dieser Neubau entsteht.

Ich kann der Schule nur wünschen, daß das neue Haus in absehbarer Zeit fertig wird und den Anforderungen eines modernen Unterrichts entspricht.

Hofrat Mag. Elisabeth Volkmer