Julia Allram: Ausschnitt aus einem Brief Maria Antoinettes an die Künstlerin:

Kommen wir nun zu meinem Gemälde:

Meine Motivation, Sie, liebe Marie Louise Élisabeth Vigée-Lebrun,  mit der Ausführung dieses Kunstwerkes zu betrauen, ist zum Einen, dass Sie meine Lieblingskünstlerin sind und zum Anderen, dass Sie schon viele schöne Bilder gemalt haben. Es wäre mir recht, wenn Sie mein Personenbild nächstes Jahr, also 1783 im Frühklassizismus, beginnen.

Der Titel meines Bildes ist „Marie Antoinette mit einer Rose“. Die Originalgröße soll bitte 87x113 cm sein. Außerdem soll das Gemälde mit Öl auf eine Leinwand gemalt werden. In diesem Gemälde sollen Elemente des Barock und des Rokoko zu sehen sein.   Ich würde gerne im Stehen aus der Zentralperspektive gemalt werden. Mein Kleid und die Accessoires, die ich tragen werde, lasse ich mir anfertigen. An ihnen kann man die Epoche erkennen. Meine Perücke und die Spitzen meines Kleides  sind Zeichen für das Barock. Die Perlenkette und der Hut mit den Federn ebenfalls. Aber auch das prunkvolle blaue Kleid mit den Rüschen ist ein typisches Merkmal für das Barock.

Ich soll auf dem Bild so wirken, dass ich aus dem Bild hinausblicke und den Betrachter anschaue. In zwei Drittel des Bildes soll ich mit meinem prunkvollen, blauen Kleid und meinem Federhut zu sehen sein. Ich werde in Ruhe, entspannt und eher ausgeglichen sein. Mein Gesicht wirkt entspannt. Ich lache nicht, schaue aber auch nicht traurig aus. Ich wirke ganz natürlich.

Einen kleinen Teil des Gemäldes nimmt die Rose ein, die ich ganz entspannt mit zwei Fingern der linken Hand halten werde. Aber dieser kleine Teil ist sehr wichtig und aussagekräftig. Die rechte Hand ist abgewinkelt, hängt locker neben der linken Hand und hält eine Schleife. Es soll sich eher um eine realistische Darstellung meines Schmucks handeln. Aber auch um eine symbolische Darstellung, da ich an vielen einfachen Sachen Freude habe. Im Vordergrund soll ich mit meinem Kleid und der Rose zu sehen sein. Im Hintergrund sieht man nur schwarze Konturen von Bäumen, Rosen und Sträuchern.

Das gesamte Gemälde soll eher düster und dunkel wirken, denn die dominierenden Farben sind schwarz und blau, mit wenigen Kontrasten. Außerdem soll in dem Gemälde auch die Farbe Grün zu finden sein. Die Lichtführung soll so gestaltet sein, dass eine verdeckte Lichtquelle zu erkennen ist. Ich will fast keine kräftigen und hellen Farben in meinem Gemälde haben, es wird eher Ton in Ton sein. Ich selber will mit meiner strahlend hellen und reinen Haut, die eine eigene Lichtquelle ist, herausleuchten. Da der Hintergrund schwarz werden soll, sticht sonst nur mein blaues Kleid  hervor. Die Rose, deren Blüten cremig weiß und zartrosa sind, sticht auch hervor, aber erst auf den zweiten Blick.

Nach der Fertigstellung, bitte ich Sie, mein Gemälde im Schloss Versailles im Musée de Château aufzuhängen.