Der Laaer Berg - ein Rückblick

Die “Laaer Berg-Straße l" ist tatsächlich eine “altehrwürdige" Schuladresse.
1884 begann man bereits mit dem Bau eines Doppelschulgebäudes am Bürgerplatz (heute Reumannplatz), und 1886 wurden in der Laaer Straße l (heute Laaer Berg-Str.) eine Mädchenvolksschule, in der Puchsbaumgasse 55 eine Knabenvolksschule eröffnet. Insgesamt gab es damals 20 Klassenzimmer -je 5 Stamm- und 7 Parallelklassen, eine “Knabenbeschäftigungsanstalt" (Hort) und damit bereits bei der Eröffnung einen Überbelag von 4 Klassen. Über diesen Schulneubau ist heute noch im Bezirksmuseum nachzulesen:


“Bei diesem Schulbau wird, wie dies auch schon bei den Schulbauten der Jahre 1882 und 1883 durchgeführt wurde, die Schulleiterwohnung von den eigentlichen Schulräumen vollständig isoliert hergestellt und die Korridore, welche bisher zwei Meter breit angelegt wurden,, auf drei Meter verbreitert, wodurch die Aufstellung von Garderobeschränken für die einzelnen Lehrzimmer möglich werden wird, welche den Zweck haben, die bei schlechterem Wetter feucht gewordenen Oberkleider der Kinder aufzunehmen und so eine Ursache der Verschlechterung der Luft in den Lehrzimmern zu beseitigen."
1920 wurde in der Schule Laaer Straße l aufgrund des “Brünner Vertrages" mit der Tschechoslowakei eine öffentliche städtische Volksschule mit tschechischer Muttersprache eingerichtet, die bis 1938 bestand. Die Bombardierungen im Frühjahr 1945, die 1/3 der Favoritner Wohnungen total zerstörten, ließen auch in der Laaer Berg-Straße eine Bombenruine zurück. Dabei wurden leider auch alle Dokumente und Unterlagen vernichtet. Erst im März 1958 konnte der ganze Schulkomplex wieder seiner Bestimmung übergeben werden.
Die Geschichte der “Höheren Schulen" des 10. Bezirkes beginnt am Ende des vergangenen Jahrhunderts. Im Mai 1899 genehmigte Kaiser Franz Joseph I. die Errichtung einer “k.k. Staats-Realschule im X. Bezirk". Favoriten war seit der Bezirksgründung 1874 von ca. 26.000 Einwohnern auf 133.000 Einwohner angewachsen, und die Errichtung einer höheren Bildungsstätte war dringend notwendig geworden. 1902 wurde diese Realschule in der Jagdgasse 40 mit 144 Schülern feierlich eröffnet. 1908 gab es bereits 12 Klassen mit rund 430 Schülern, und die ersten 25 “approbierten Abiturienten" hatten die Reifeprüfung bestanden.
Während der 1. Republik wurde die Schule in der Jagdgasse kulturelles Zentrum des Bezirks: mit der Glöckelschen Schulreform wurden Versuchsklassen der Deutschen Mittelschule eingerichtet, ab 1923/24 konnten auch Mädchen in der Anstalt das “Oberlyzeum" besuchen, und ab 1925/26 erfolgte der Um- und Ausbau von einer 7-jährigen Realschule zu einer 8-jährigen Mittelschule.
Im Februar 1945 wurde auch das Gebäude in der Jagdgasse durch Bombentreffer zerstört, im April 1945 durch Brand komplett verwüstet. Damit begann eine lange Periode in Ausweich- und Notquartieren mit Wechsel- bzw. Hausaufgabenunterricht. Die 806 Knaben begannen im Gebäude des Frauenerwerbsvereins am Wiedner Gürtel, die 168 Mädchen in den Räumen der Handelsakademie I: 1946/47 wurden Mädchen- und Knabenklassen getrennt und damit das BRG für Mädchen Wien X geschaffen. Die Knaben übersiedelten daraufhin in die HAK I zurück, ab Herbst 1948 waren sie Untermieter in der Realschule Wien 5, Reinprechtsdorferstraße. Erst 1960 erfolgte die Rückkehr nach Favoriten in die Ettenreichgasse. 1963 erhielt die Schule die Bezeichnung BG und BRG Wien X. Der ständige Anstieg der Schülerzahlen machte ab 1971 Exposituren und einen Schulneubau notwendig. Im September 1976 wurde das 2. BG und BRG X in der Pichelmayergasse feierlich eröffnet. Seit 1954 gibt es in der katholischen Privatschule “Neulandschule" eine weitere AHS im Bezirk.
Die Mädchenklassen übersiedelten 1946/47 mit 237 Schülerinnen in das BRG VI, Rahlgasse. Aufgrund der großen Entfernung, des oft unsicheren Schulweges im besetzten Wien und der Schwierigkeiten eines reinen Nachmittagsunterrichtes sank die Schülerzahl stark ab. Im Jänner 1947 wurde die Schule daher in das nähergelegene RG IV, Waltergasse verlegt. Erst mit Beginn des Schuljahrs 1955/56 konnte der Gebäudeteil der ehemaligen Puchsbaumgasse bezogen und den Mädchen damit ein eigener Standort im Bezirk zugewiesen werden. Es gab gerade 14 Klassenräume(l). Als dann mit März 1958 auch der wiedererrichtete Teil Laaer Berg- Straße bezogen werden konnte, war der gesamte Gebäudekomplex schon wieder überbelegt: 20 statt der geplanten 18 Klassen wurden geführt, und Um-und Ausbau mußten neuerlich überlegt werden.

Mag. Hermine Agnezy



Literatur:
Schubert Werner: Favoriten, Wien 1980
Schubert Werner: 125 Jahre Schule in
Favoriten,
Favoritner Museumsblätter Nr. 10
Festschrift 25 J. BORG f. Mädchen,
Wien 1971
Festschrift 90 J. RW+GRG10, Wien 1993