Welchen Maßstab man immer an eine Schule anlegt, sie ist stets am “hic et nunc“ zu messen, an der fruchtbaren pädagogischen Begegnung, an der Erfüllung von Hoffnungen und Träumen und an der gemeinsamen Bewältigung von Enttäuschungen und Schwierigkeiten. Wenn dieses “hic et nunc" einer Schule stimmt, dann ist die Vergangenheit mehr als ein nostalgisch verklärter Rückblick und die Zukunft nicht auf Sand gebaut.
Wenn auch 50 Jahre für das Bestehen einer Wiener Bildungsinstitution historisch gesehen nur eine kurze Zeitspanne darstellt, so ist es doch für mich ein willkommener Anlaß, einen kurzen Rückblick zu halten.
Zu Beginn des Schuljahres 1946/47 wurden die Mädchenklassen von den Knabenklassen getrennt und das „Bundesrealgymnasium für Mädchen Wien X“ geschaffen. Die Schule begann mit acht Klassen und 237 Schülerinnen als Untermieter im kriegsbeschädigten Gebäude des BRG für Mädchen VI, Rahlgasse 4.
Infolge des weiten und damals oft unsicheren Schulweges und auch wegen des Mangels an Brennstoff, vor allem während des Nachmittagsunterrichtes, sank die Zahl der Schülerinnen durch Abmeldung auf 191. Daher wurde die Schule im Jänner 1947 in die näher zu Favoriten liegenden Schule IV, Waltergasse 7, verlegt. In diesem zwar ebenfalls kriegsbeschädigten Gebäude war aber doch so viel Platz, daß beide Schulen zugleich am Vormittag Unterricht halten konnten. Mit Beginn des Schuljahres 1955/56 zog man in das Gebäude der ehemaligen Hauptschule Puchsbaumgasse 55 ein. Der Gebäudeteil in der Laaer Berg-Straße l war teilweise noch eine Bombenruine, an dem man zu bauen begann. Man fand allerdings zunächst jene 14 Klassenräume, die man brauchte. Nebenräume waren aber noch keine vorhanden. Am 20. März 1958 wurde der gesamte Schulkomplex offiziell seiner Bestimmung übergeben. Für 18 Klassen geplant, hatte die Schule jetzt schon 20 Klassen mit 578 Schülerinnen, so daß weiter ausgebaut werden mußte. Ab dem Schuljahr 1963/64 wurden drei Typen geführt: Neusprachliches Gymnasium, Naturwissenschaftliches Realgymnasium und Wirtschaftskundliches Realgymnasium. 1979 wurde diese Schule auch für Knaben geöffnet, und seitdem gibt es' koedukativ geführte Klassen.
In den Achtziger und neunziger Jahren kam es zu einer stetigen Steigerung der Schülerzahlen. Derzeit besuchen 807 Schülerinnen in 33 Klassen die Schule. Längst ist es nicht mehr möglich, alle Interessenten bei uns aufzunehmen.
Erfreulicherweise hat man seitens der Schulbehörde darauf reagiert. Mit Beginn des Kalenderjahres 1996 wurde auf dem Standort Laaer Berg-Straße 25-29 mit dem Bau eines neuen, modernen Schulgebäudes begonnen, welches im Herbst 1997 beziehbar sein soll. Das “Laaerberg-Gymnasium" ist eine Schule, die gerne von Eltern ausgewählt und von den Schülern ebenso gerne besucht wird. Der gute Ruf der Schule rührt daher, daß die Verbindung zwischen Lehrern, Schülern und Eltern besonders eng ist. Hier unterrichten viele Lehrer, die im musisch-kreativen, aber auch im kognitiven Bereich höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen genügen und die diesen Anspruch behutsam und verständnisvoll entwickelnd an die Schüler herantragen.
Neben den Wissenserwerb wird Sport bei uns großgeschrieben. Der Grundgedanke, auf eine gediegene Basisausbildung in möglichst vielen Sportarten (Fußball, Volleyball, Leichtathletik, Schwimmen, Eislaufen, Schifahren ... ) Wert zu legen, zeigt den positiven Effekt, daß unsere Schülerinnen bei den verschiedenen Wettbewerben und Meisterschaften höchst erfolgreich sind.
Aber auch die Darbietungen der musisch-künstlerischen Neigungsgruppen wie Chor, Bühnenspiel, Tanzgruppen etc. finden jedes Jahr bei den verschiedenen Aufführungen große Anerkennung. Eine große Zahl der bei uns gemachten Erkenntnisse bei Schulversuchen wie “Offenes Lernen", “Neue Reifeprüfung - Fachbereichsarbeit" etc., die bei uns durchgeführt wurden und werden, flössen in das Regelschulwesen ein.
Die Qualität einer Schule zeigt sich besonders deutlich an den Menschen, die sie ausgebildet hat, den ehemaligen Schülerinnen. Viele der Ehemaligen gehören jetzt zu der an der Schule interessierten Elternschaft. Für sie gehört es zur Tradition, ihren Kindern die gleich gute Ausbildung an ihrer Schule zu bieten. Das gute Einvernehmen und die konstruktive Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule war immer für uns wichtig
Nicht unerwähnt bleiben sollten die oft unbedankte Leistung der Schulärztin, der beiden Sekretärinnen und der Schulwarte, die ebenfalls hohen Anteil am guten Ruf der Schule haben. Zu den wichtigsten Aufgaben werden auch in Zukunft die Entwicklung und Entfaltung der Anlagen und Fähigkeiten unserer Schülerinnen zählen. Wir wollen den Geist und den Willen aktivieren, zur Selbsttätigkeit und Zusammenarbeit erziehen und alle unsere Schülerinnen entsprechend ihren Eigenschaften fördern. Unserer Schule wünsche ich von ganzem Herzen AD MULTOS ANNOS!
Mag. Dr. Peter Ladinger