Am 06.02.2020 war Richter Dr. Levnaic- Iwanski an unserer Schule zu Besuch und bereitete uns auf unseren Ausflug in den Justizpalast vor. Im Vorfeld erhielten wir interessante Informationen wie zum Beispiel, dass im Gerichtssaal die Richter des Verfahrens, beim Oberlandesgericht sind es drei, an einem erhöhten Tisch in der Mitte sitzen. Vom Zuhörer aus gesehen, sitz unterhalb der Richter, links der Vertreter der Staatsanwaltschaft und rechts der Verteidiger des Angeklagten. Der Angeklagte sitzt gegenüber der Richter. Zuschauer dürfen ebenfalls im Saal anwesend sein. Sie sitzen im Hintergrund auf eigens für sie vorgesehenen Plätzen.
Es gibt auch noch andere Positionen wie Laienrichter, die keine Ausbildung haben, dennoch wirken sie bei Gericht mit. Sie werden auch Geschworene oder Schöffen genannt. Deren Beteiligung erfolgt nur bei den mit schweren Strafen bedrohten Verbrechen, sowie bei allen politischen Delikten. Ein Notar ist überwiegend für die Errichtung von Urkunden und Verträge zuständig. In dieser Funktion hat er nicht unmittelbar mit dem Gericht zu tun.
Im Gerichtssaal darf man nicht essen, trinken, filmen oder Tonaufnahmen machen, ebenso ist es nicht erlaubt in der ersten Reihe zu sitzen, denn diese ist für die Justizwache gedacht.
Der Ablauf des Strafverfahrens sieht so aus, dass zuerst ein Ermittlungsverfahren stattfindet. An dessen Ende bringt die Staatsanwaltschaft eine Anklage ein und es folgt das Hauptverfahren, in dem der Angeklagte vom Gericht verurteilt oder freigesprochen wird. Wenn der Angeklagte oder der Staatsanwalt mit dem Urteil nicht einverstanden ist, kann er eine Berufung machen, über die dann ein anderes Gericht entscheidet. Solche Verhandlungen finden im Justizpalast statt.
Am 11.02.2020 waren wir dann im Justizpalast. Der Höhepunkt des Tages war, dass wir bei 3 Verhandlungen zuschauen durften. Die Anklagepunkte waren: Berufung (Drogenhandel), Auslieferungsverfahren und sexueller Missbrauch. Es war spannend zu sehen, wie ein echtes Gerichtsverfahren durchgeführt wird. Erstaunlicherweise fielen die Strafen höher aus, als wir es erwartet hatten.
Danach bekamen wir noch eine Führung durch das Gebäude. Der Justizpalast wurde von 1875 bis 1881 in Wien im Stil der Neorenaissance erbaut, überstand jedoch 1927 einen Brand. Dieser begann als Ressentiments gegen ein Urteil eines Geschworenengerichts, welches als skandalös eingestuft wurde, zu einem Sturm auf den Justizpalast führten und endete mit 89 Toten.
Im Justizpalast sind Zeit seines Bestehens der Oberste Gerichtshof, die Generalprokuratur, das Oberlandesgericht Wien, die Oberstaatsanwaltschaft Wien, das Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien untergebracht. Früher befand sich auch das Handelsgericht im Justizpalast.
Die besonders prunkvolle Empfangshalle hat eine Länge von 31 m, eine Breite von 15 m und eine Höhe von 23 m und einen dreigeschoßigen, mit Glas bedeckten Arkadenhof. Sobald man die Aula betritt, fällt die Marmorstatue Justitia ins Auge. Auf ihrem Thron sitzt sie mit einem vergoldeten Schwert und einem Gesetzbuch. Über ihr ist eine Waage, die für Gerechtigkeit steht, abgebildet. Die Wappen, der im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder, sind in den Bogenfeldern über den Säulen zu sehen.
Im oberen Geschoß befindet sich ein Restaurant namens Justizcafe, in welchem man mit Familie oder Freunden bis 16.00 Uhr essen gehen kann. Die Dachterrasse bietet einen wunderschönen Ausblick auf Wien an. Jedoch ist zu beachten, dass das Justizcafe am Wochenende bzw. an Feiertagen nicht offen hat, weil der Justizpalast ein Gerichtsgebäude ist und an diesen Tagen geschlossen ist. Man kann das Justizcafe allerdings für Geburtstagsfeiern oder andere Anlässe auch abends unter der Woche buchen.
Haben Sie nun Interesse bekommen, selbst den Justizpalast zu besichtigen und an einer Führung, die von einem Richter abgehalten wird, teilzunehmen? Am 26.10 findet der „Tag der offenen Türe“ im Justizpalast statt. Da kann man alles erfragen und danach noch in der Cafeteria essen gehen und den Blick über Wien genießen.
Wir bedanken uns bei Richter Dr. Levnaic- Iwanski für den Einblick in die Arbeit im Justizpalast und bei Frau Ryschawy für die informative Führung durch das Haus.
Für die 7D: Almira Ejupi, Virginia Spahic 7D