Theaterbesuch „Die Weiße Rose“ im Theater im Zentrum, 5b, 6a, 7b
Ausgewählte Stellungnahmen von Schülerinnen der 6a zu Fragestellungen zum Stück im Rahmen eines Dialogischen Schreibens:
„Man muss einen harten Geist und ein weiches Herz haben“, erklärt Sophie Scholl ihrem Verlobten Fritz Hartnagel. Was meint sie damit? Wie würdest du ihren Charakter beschreiben?
Man sollte einen „harten Geist“ haben, um sich nicht von den falschen Personen ins Gewissen reden zu lassen. Das „weiche Herz“ verhilft einem dabei zu verstehen, warum dieses oder jenes „falsch“ oder unmoralisch ist und warum man sich von genau jener Person nicht beeinflussen lassen sollte. Sophie Scholl: mutig, optimistisch, heldenhaft. (Haya)
„Du bist für viele Jungs ein Vorbild“, sagt der SA-mann am Beginn zu Hans. Welche Eigenschaften sind es, die Hans zu einem Vorbild machen? Verändert sich das im Laufe des Stückes?
Er ist stark, diszipliniert, talentiert, klug und befolgt Befehle - sehr gute Eigenschaften für einen Soldaten. Solche Menschen waren natürlich Vorbilder für die HJ. Doch im Laufe der Zeit benutzte er diese Eigenschaften zu Gunsten des Allgemeinwohls und der Befreiung des Volkes. (Pati)
Hans und Sophie sind zunächst von der HJ und der „neuen Zeit“, die der politische Umschwung verspricht, Begeistert. „Eine, in der wir uns nicht mehr kleinmachen lassen von anderen Ländern. In der wir uns auf unsere Tugenden besinnen und zur wahren Größe zurückfinden.“ Inwiefern ist die aufflammende Begeisterung der Jugend für die HJ nachvollziehen?
Die HJ bietet sehr viele Aktivitäten für junge Leute an. Man lernt Freunde kennen und unternimmt viel gemeinsam. Man kann sich über Themen austauschen und einander besser kennen lernen. Die HJ gibt auch Kraft, weil man eine Gemeinschaft ist. (Eva)
„Wenn die Existenz der Menschen bedroht ist und sie für sich keine Zukunft sehen, dann hören sie leicht auf Versprechungen, ohne zu fragen wer sie macht“, kritisiert Robert Scholl, der Vater von Sophie und Hans. Erläutere seine Aussage! Wie entwickelt sich die Beziehung zwischen ihm und seinen Kindern im Laufe des Stückes?
Wenn Menschen verzweifelt sind, geben ihnen Versprechungen, egal von wem und egal, welche Partei gerade an der Macht ist, Hoffnung. Dadurch werden sie zu leichter Beute für nationalsozialistische Ideen. Die Beziehung verbessert sich, da die Kinder im Laufe der Zeit dieselbe politische Meinung vertreten wie ihr Vater. (Chiara D.)
„Das ist sinnlos ... immer diese Appelle, diese Märsche, das Fahnenhissen. Lauter künstliche Aktivitäten, die einen nur abhalten sollen“, kritisiert Sophie kurze Zeit später die HJ. „Abhalten? Wovon?“, fragt ihre Freundin Susanne. Wovon sollen die jungen Menschen in der NS-Diktatur abgehalten werden? Mit welchem Ziel?
Diese Aktivitäten sind gewissermaßen eine reine Beschäftigungstherapie, um die Bevölkerung davon abzuhalten, das politische System in Frage zu stellen oder gar zu kritisieren. (Anna)
„Nach meiner Auffassung wird die geistige Freiheit des Menschen in einer Weise eingeschränkt, die meinem inneren Wesen widerspricht.“ Was meint Sophie damit? Was versteht sie unter dem Begriff „Freiheit“? Was verstehst du heute darunter?
Sie muss ihren Gedanken widersprechen. Sie wird auf eine Art und Weise gezwungen, so zu leben, wie sie es nicht möchte.
Freiheit: wenn ein Mensch von keinem abhängig ist und glauben, machen kann, was er will. Man fühlt sich nicht gefangen, kontrolliert und man muss keine Angst haben, seine Meinung zu äußern. (Belma)
„Wenn jeder nur eine Meinung hat gegen dieses System, aber nicht handelt, so macht er sich schuldig“, meint Sophie. Gibst du ihr Recht?
Wenn man ein Verbrechen sieht, egal welcher Art, und man nicht handelt, obwohl man eine Person so retten hätte können, dann macht man sich auf gewisse Art und Weise schuldig - aber eher in Bezug auf sein eigenes Gewissen und die Zivilcourage. Aber in den NS-Zeiten gab es wirklich schlechte Aussichten, irgendetwas verändern zu können, und es gab auch ein großes Risiko aufzufliegen. Deswegen war das Feige sein vollkommen berechtigt. (Pati)
„Aber wir haben doch eine Verantwortung!“ bemerkt Hans. „Ja, die haben wir: Ich habe eine Frau und zwei Kinder - für die bin ich verantwortlich“, entgegnet Professor Huber. Kannst du nachvollziehen, warum der Professor zunächst zögert, der „Weißen Rosen“ beizutreten?
Ja, natürlich! Er könnte nicht nur sich selbst, sondern seine eigenen Kinder in Gefahr bringen, die noch ihr ganzes Leben vor sich gehabt hätten. Es starben auch viele jüdische Kinder zu der Zeit, aber wenn es die eigenen Kinder treffen könnte … oder einfach der Gedanke, dass sie ohne Vater aufwachsen würden. Sein Zögern war eine vollkommen natürliche Reaktion. Man muss ja auch bedenken, dass seine Frau krank war und sie sich nicht einmal um sich selber kümmern konnte. (Vivien)
„So ein herrlicher, sonniger Tag, und ich muss gehen. Aber wie viele müssen heutzutage auf dem Schlachtfeld sterben ... was liegt an meinem Tod, wenn durch unser Handeln Tausende von Menschen aufgerüttelt und geweckt werden.“ Wenn du auf das heutige Europa blickst, haben sich Sophies Hoffnungen erfüllt? Welche Aspekte an unserer Gesellschaft entsprechen den Vorstellungen der Freiheitskämpferin?
In Bezug auf Europa haben sich Sophies Hoffnungen erfüllt, da es keinen Krieg gibt, die Menschenrechte eingehalten werden, und es in den meisten Ländern Demokratie gibt. Z.B. die Meinungsfreiheit ist ein Aspekt, der der Vorstellung der Freiheitskämpferin entspricht. (Martha)